Kinder zum Lesen animieren

Werden Sie Ihren Kindern auch im Teenager-Alter noch vorlesen?

Meinen heranwachsenden Kindern vorlesen – das war eine meiner größten Leidenschaften. Sich mit ihnen in einem Buch zu verlieren und dabei in ihre neugierigen Gesichter zu blicken, machte mich unendlich glücklich. Ich bin mir sicher, dass Sie ähnliche Gefühle verspüren, wenn Sie Ihren Kleinen vorlesen.

Ich muss gestehen, dass ich sowohl stolz als auch etwas traurig war, als meine Kinder älter wurden und eigenständiges Lesen lernten. Es war wundervoll zu sehen, wie sie sich Stück für Stück durch dickere Bücher “kämpften” und sich ganz allein darin verlieren konnten, wie sie es auch früher mit mir zusammen taten. Spätestens an diesem Punkt wurde mir aber auch bewusst, dass meine Zeit als Chef-Vorleser wohl abgelaufen war. Jedenfalls dachte ich das.

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Sich gegenseitig etwas vorlesen. Photo credit @_francescasantini_  Three Little Pigs blog

Vor Kurzem traf ich dann eine Mutter, die ihrem 13-jährigen Sohn immer noch vorliest. Ist das nicht toll? Sie interessieren sich beide für Geschichte und als er dann ein Geschichtsbuch las, das sein Lehrer ihm empfohlen hatte, schlug er seiner Mutter vor, selbiges auch lesen. Daraufhin konfrontierte sie ihn mit der Idee: “Lass es uns doch einfach zusammen lesen!”

Wahrscheinlich denken Sie jetzt: Welcher Teenager möchte denn bitte mit seiner Mutter zusammen ein Buch lesen?! – aber er war begeistert von ihrer Idee. Also saßen sie jeden Abend auf dem Sofa und lasen sich abwechselnd gegenseitig aus dem Geschichtsbuch vor – und hatten dabei viel Spaß.

Eine Studie des Scholastic-Verlags aus dem Jahr 2014 ergab, dass 75% ihren unter-5-Jährigen vorlesen. Die Zahl nimmt mit fortschreitendem Alter allerdings drastisch ab. So liest beispielsweise nur noch ein Fünftel der Eltern deren 9- bis 11-jährigen Kindern vor. Es ist vor allem deshalb traurig, weil sich noch ungefähr ein Drittel der Kinder dieses Alters wünscht, dass ihnen weiter vorgelesen würde.

Wenn die Kinder älter werden, denken wir als Eltern oftmals, dass einige Dinge für sie “uncool” würden, die sie dann nicht mehr tun möchten. In der Realität kann das aber ganz anders aussehen. Die Mutter, die ich traf, vergleicht das Lesen mit ihrem Sohn beispielsweise mit dem gemeinsamen Sehen einer TV-Dokumentation. Sie können sich über das Thema unterhalten, sich gegenseitig Fragen stellen und das gemeinsame Lernen genießen. Sie liebt es, dass beide ihre Wissbegierde durch die gemeinsame Leidenschaft des Lesens teilen können.

Das gegenseitige Vorlesen ist für die beiden ganz natürlich und eine tolle Aktivität um Zeit miteinander zu verbringen, was bei Teenagern – ehrlich gesagt – ziemlich schwierig sein kann. Selbstverständlich möchte nicht jeder Pubertierende mit seinen Eltern lesen, aber vielleicht ist gerade Ihr Kind die Ausnahme. Wenn Sie nicht nachfragen, werden Sie es nie erfahren… Ich bin dann mal weg, die Xbox meines 14-jährigen Sohnes verstecken und dann werden wir ja sehen…

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Geraldine ist die Gründerin, Designerin und CEO von Tidy Books und Mutter von Adele und Emile. Alles begann in ihrer Geigenwerkstatt, da sie kein gutes Bücherregal für ihre Kinder finden konnte und deswegen kurzerhand ein eigenes baute. Inzwischen fördern die Tidy Books Bücherregale und Aufbewahrungsdesigns die Selbstständigkeit und Begeisterung für Bücher von Kindern auf der ganzen Welt..

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About Géraldine Grandidier

Géraldine is Tidy Books’ founder, designer and CEO, as well as mum to Adele and Emile. She started Tidy Books in her violin workshop because she couldn’t find a good bookcase for her kids. Now her Tidy Books bookcases and storage designs are encouraging independence and a love of reading in kids all over the world.

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